Solo: Sopran (1), Violoncello (1)
Flöte (1, groß), Oboe (1), Klarinette (1), Fagott (1), Perkussion (2), Streicher (Vl 1/2, Va, Vc, Kb)
Beschreibung
"Die Komposition dieses Werkes, insbesondere der Umstand, dass ich erstmals einen eigenen Text in musikalische Rede gesetzt habe, der nicht mit dem Ziel einer Vertonung entstanden ist, war für mich eine ganz besondere Reise. Der Gedankenaustausch des Komponisten mit dem Autor – in der Geschichte der Liedvertonung nicht immer ganz unkompliziert – war ein sehr bereichernder: wir haben uns auf drei kleine Textadaptionen zugunsten der musikalischen Linie und der rhythmischen Gewichtung geeinigt.
Die sieben Strophen des Gedichts haben sich im Kompositionsprozess zu sieben eigenständigen Liedern entwickelt, deren Einheit aber durch die außergewöhnliche Besetzung und das musikalisch motivische Material unterstrichen wird. Den großen Bogen spannt die absteigende kleine Sekund des Suchens im ersten Lied, die sich zu einer aufsteigenden großen Sekund des Weitergehens im letzten Lied weiterentwickelt.
Das Solocello – nach Bernd Alois Zimmermann die „vox humana“ unter den Instrumenten – ist ein ebenso inspirierender wie reflektierender, manchmal kommentierender, aber stets liebevoller Begleiter der Gesangsstimme auf dem Weg ihrer Verwandlung. Im siebenten Lied symbolisiert ein Kanon die Unendlichkeit des eigenen Weges und wirft damit eine neue Perspektive auf die letzten Verse des Textes: „ich muss „nur“, inmitten unzähliger Fragen, den Weg noch zu Ende gehen.“"
Helmut Schmidinger
Uraufführung
16.06.2019 Graz - Barmherzigenkirche
Mitwirkende: Dorit Machatsch (Sopran), Johanna Sontacchi (Violoncello), Orchester ProMusica Graz, Wolfgang Riegler-Sontacchi (Dirigent)
Text
An meine Freunde
Ich habe gesucht in Büchern und Noten,
in Häusern, in Gärten, im Wald,
in der Städte buntem Treiben
und auf des Berges einsamen Höhen.
Ich habe geredet, geschrieben, geschwiegen,
mit Dir, mit Ihr (und) mit Euch.
Nur habe ich eines vergessen:
mir selbst zuzuhören.
Die Antwort auf all meine Fragen
find ich nicht in Deinem Garten,
die Antwort auf all meine Fragen
find ich nur in mir selbst.
Ich versuchte mit hundert Schlüsseln
die Tür zu mir selbst aufzusperren,
doch ich war blind und hab nicht gesehen,
dass sie weit offen stand.
Als Wegweiser halfen die andern,
die Noten, die Bücher und Ihr;
das Ziel aber liegt viel näher,
das liegt, (so) glaub ich, in mir.
Ich habe Euch, meine Freunde,
zu danken für jedes Signal, für jede Begegnung und jede Minute,
für jeden Blick, den Ihr mir geschenkt.
Ich glaube den Weg gefunden zu haben,
an dessen Anfang all meine Gedanken nun stehen,
ich muss „nur“, inmitten unzähliger Fragen,
den Weg noch zu Ende gehen.
Helmut Schmidinger, 1986
Quelle
Website: Helmut Schmidinger
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 31. 3. 2020): Schmidinger Helmut . An meine Freunde. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/199807 (Abrufdatum: 22. 12. 2024).